Düsseldorf: Grüne wollen Flächen zur Verfügung stellen
Graffiti: Zweifel an Legalisierung
VON ANDREAS PANKRATZ – zuletzt aktualisiert: 13.01.2011 – 07:47
Düsseldorf (RP) In der kommenden Sitzung des Kulturausschusses wollen die Düsseldorfer Grünen eine kontrollierte Freigabe von Flächen für Sprayer debattieren. Kritiker solcher Maßnahmen sagen: Gegen die Schmierereien in Form so genannter Tags taugt ein solches Projekt nicht.
Der Vorschlag der Düsseldorfer Grünen, Sprayern Flächen für Graffiti zur Verfügung zu stellen, ist bei Fachleuten auf wenig Zustimmung gestoßen. Auf Anfrage der Rheinischen Post äußerte sich Bürgermeister und Vorsitzender des Kultur-Ausschusses Friedrich Conzen (CDU) kritisch. „Die Sprayer wollen mit den Graffitis dorthin, wo sie gesehen werden“, meint Conzen. „Solche zentralen Flächen kann ihnen die Stadt aber nicht bieten.“ Ein flächendeckendes Projekt dieser Art könne er sich deshalb nicht vorstellen.
Raum für eine Kunstform
Die Grünen-Fraktion will die Idee in der nächsten Sitzung des Kultur-Ausschusses debattieren. „Graffiti ist eine Kunstrichtung und braucht Raum zum Ausdruck“, sagt Geschäftsführerin der Grünen-Ratsfraktion, Miriam Koch. Sie schlägt vor, mit Hilfe beispielsweise des Jugendrates Flächen in der Stadt ausfindig zu machen, die dafür in Frage kommen, um dem illegalen Sprayen zuvorzukommen. Dadurch wollen die Grünen auch jene Schmierereien in den Griff bekommen, die mit Kunst nichts zu tun haben, dafür aber Tausende Wände in der ganzen Stadt verschandeln. „In Wien hat ein ähnliches Projekt gut funktioniert, solche Delikte sind dort seit 2005 zurückgegangen“, sagt Koch.
In anderen Städten habe die Legalisierung aber genau das Gegenteil bewirkt, sagt Ingo Apel, Vorstandsvorsitzender von „Bau + Grund“ und bezieht sich dabei auf Erfahrungen etwa in Bielefeld, Darmstadt und München. „Die Graffiti haben sich dort in vielen Fällen aus den legalen Flächen herausgefressen“, sagt der Interessenvertreter der Düsseldorfer Hauseigentümer. Will heißen: War eine freigegebene Wand vollgemalt, hätten die Sprayer, die zu spät kamen, stattdessen die anliegenden Wände illegal besprayt.
Grundsätzlich würde er begrüßen, wenn die Stadt das Problem mit mehr Nachdruck verfolgen würde. Denn der Schaden ist nach wie vor groß. „Die Kosten durch illegales Graffiti wachsen jährlich auf eine sechs- bis siebenstellige Summe an“, rechnet Apel vor.
Anlass zum Handeln sieht auch Achim Radau-Krüger, Geschäftsführer des Jugendrings, und befürwortet den Vorstoß der Grünen. Seit Jahren setzt sich die Jugendorganisation für legale Möglichkeiten zum Sprayen ein und zwingt beim Projekt „Einwandfrei“ (siehe Info) erwischte Sachbeschädiger, ihre Schmierereien zu entfernen. „Es fehlt in der Stadt an Graffiti-Flächen“, findet er. Gleichzeitig gäbe es viele Jugendliche, die danach suchen, um kreativ zu werden. Allerdings bezweifelt auch er, dass das vorgeschlagene Projekt, das Problem der so genannten Tags lösen wird. „Die Schmierereien haben nichts mit der künstlerischen Szene zu tun“, sagt der Jugendarbeiter. Sinnvoll seien Partnerschaften von Schulen und Gebäude-Eigentümern, bei denen Schüler Wände oder Stromkästen bemalen können. Denn das nehme den Sachbeschädigern den Platz und wecke bei den Jugendlichen das Bewusstsein für das Eigentum fremder.
Link: http://www.rp-online.de/duesseldorf/duesseldorf-stadt/nachrichten/Graffiti-Zweifel-an-Legalisierung_aid_952204.html
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