Bundespolizei gründet neue SOKO.Quelle KSTA

50 Millionen Euro Schaden

Von Clemens Schminke, 28.10.08, 18:10h, aktualisiert 28.10.08, 18:30h

Eine neue Ermittlungsgruppe mit Namen „Black Book“ soll systematisch gegen Vandalismus und Graffiti vorgehen. Ob in Bahnhöfen oder Zügen: 46 000 Mal hat die Deutsche Bahn im vorigen Jahr mutwillige Sachbeschädigungen registriert.

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Jens Flören von der Bundespolizei vor einem bemalten Nahverkehrswagen. (Bild: Hennes)

Köln Als „Black Book“ wird in der Sprayerszene ein Buch bezeichnet, das die Graffiti des Besitzers dokumentiert. Es enthält Fotos, Skizzen und Zeichnungen befreundeter Sprayer, manchmal zudem Zeitungsartikel. „Black Book“ heißt auch die Ermittlungsgruppe, die die Bundespolizeidirektion Köln unter Leitung von Roland Goerke ins Leben gerufen hat mit dem Ziel, systematisch gegen Vandalismus und Graffiti vorzugehen.Mit einem ersten großen Erfolg, wie Goerke am Dienstag sagte. Die Ermittler hätten kürzlich fünf Männer im Alter von 22 bis 29 Jahren bei der Ausübung von zwei Taten ertappt. Bei der folgenden Wohnungsdurchsuchung sei ihnen ein „Black Book“ in die Hände gefallen, das bei der Aufklärung weiterer Taten eine wichtige Rolle spiele. Auf den Besitzer des Buchs würden Schadenersatzforderungen „in fünfstelliger Höhe“ zukommen.

Der Kölner Fall steht exemplarisch für ein Problem, das Bundespolizei und Deutsche Bahn veranlasst hat, bundesweit die Kampagne „Vandalismus ausbremsen“ zu planen. Für Nordrhein-Westfalen haben am Dienstag der Vizepräsident der Bundespolizeidirektion Sankt Augustin, Joachim Moritz, und der Leiter der Konzernsicherheit der Deutschen Bahn AG, Jens Puls, den Startschuss gegeben. Ob in Bahnhöfen oder Zügen: 46 000 Mal hat die Deutsche Bahn im vorigen Jahr mutwillige Sachbeschädigungen registriert, mit einem Gesamtschaden von mehr als 50 Millionen Euro. „Wir reden nicht über Peanuts“, sagte Moritz, der auch die Zahlen für NRW präsentierte. Danach haben 7500 Vandalismus-Straftaten und 1500 Graffiti-Farbaufträge im Jahr 2007 einen Schaden von 8,5 Millionen Euro verursacht. In Köln summieren sich die Delikte auf 1500 bei einem Schaden von 1,7 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr 2008 sind in NRW 4300 Vandalismus-Taten (Köln: 750) und 1500 „Graffitidelikte“ (Köln: 400) gezählt worden.

Angesichts der steigenden Tendenz halten die Initiatoren die Kampagne für unverzichtbar. Sie richtet sich an Bahnkunden und Reisende, die bei der Beobachtung von Straftaten sofort der Bundespolizei oder Bahnmitarbeitern Bescheid sagen sollen, etwa unter der Hotline 01 80 / 5 23 45 66 (ab 14 Cent pro Minute). Die Bundespolizei begleitet die Aktion damit, dass sie die Überwachung der Bahnanlagen verstärkt. Zudem findet am 28. und 29. Oktober im Kölner Hauptbahnhof ein „Aktionstag“ mit ausgewählten Schulklassen statt. „Grundsätzlich leitet die Bahn bei jedem Graffiti- und Vandalismusdelikt ein strafrechtliches Verfahren ein“, unterstrich Puls. Und bis zu 30 Jahren nach der strafrechtlichen Verurteilung könne die Bahn Schadenersatz fordern und Pfändungen einleiten.


http://www.ksta.de/jks/artikel.jsp?id=1218660760717

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